Meisterstücke einst und jetzt
Große Schau im Historischen Museum Frankfurt am Main bringt Kunst und Handwerk zusammen
Meisterwerke? Hängen im Museum. Signiert von Dürer, Rembrandt oder Velázquez. Doch was ist dann ein Meisterstück? Wie eng Malerei und Handwerk verbunden sind, zeigt die Ausstellung „Meisterstücke“ im Historischen Museum Frankfurt. Das Handwerk im Rhein-Main-Gebiet ist mit dabei.
Über Monate hinweg wurde geplant, konzipiert und vorbereitet. Noch bis zum 19. Januar können Besucher das Ergebnis der erstmaligen Kooperation von Historischem Museum Frankfurt und Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main bestaunen. „Handwerk und Malerei gehören untrennbar zusammen“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Christof Riess. „Auch Maler waren in Zünften organisiert, sie wurden in Werkstätten ausgebildet und ihre Arbeit war hartes Tagesgeschäft. Erst mit einem Meisterstück konnten sie eine eigene Werkstatt führen und ausbilden.“
Die Ausstellung „Meisterstücke. Vom Handwerk der Maler“ ist im Historischen Museum in Frankfurt zu sehen, Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main.
Die Ausstellung bringt Meisterstücke der Vergangenheit und Moderne zusammen. Sechs Männer und Frauen aus dem Handwerk in der Region zeigen in der Schau, was ein handwerkliches Meisterstück heute auszeichnet. Wir stellen sie vor.
Korinna Bennecker, 30, Herrenmaßschneidermeisterin
Mein Meisterstück
Sakko-Hose-Kombination (Tweed, Mohair, Samt). Elegant-sportlicher Herrenanzug mit historischen Details für ein akademisches Umfeld.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Es ist nicht nur von sich aus ein Unikat, es wird vor allem erst vollständig, wenn es vom Besitzer getragen wird. Dann ist die wahre Kunst sichtbar, die einen maßgeschneiderten Anzug von einem industriellen unterscheidet: Nicht nur die handwerkliche Ausführung ist meisterlich, sondern auch die Passform.
Jürgen Ernst, 56, Maßschuhmachermeister
Mein Meisterstück
Ein zweifarbiger Schnürhalbschuh aus Kalbleder mit Derby-Schnitt und Flügelkappe, rahmengenäht mit gedoppelter Ledersohle, holzgenagelter Keder, Lederabsatz geschichtet mit einem Lederlauffleck und Messingstiften, Sohle und Absatz zweifarbig eingefärbt.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Die zweifarbige Gestaltung beutet im Herstellungsprozess einen deutlichen Mehraufwand bedeutet. Die Nähte im Rahmen- und Sohlenbereich sind von Hand genäht. Dafür werden sogenannte Pechdrähte aus mehreren Hanffäden, Pech und Wachs gedreht und Brandsohle mit Rahmen und Rahmen mit Laufsohle miteinander vernäht. Diese Verbindungstechnik ist außergewöhnlich haltbar und industriellen Verfahren deutlich überlegen.
Matthias Leppert, 43, Hörakustik-Meister
Mein Meisterstück
Es handelt sich um ein CIC Im-Ohr-Hörgerät. CIC steht für Complete In Channel, also komplett im Gehörgang und damit nahezu unsichtbar.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Jeder Gehörgang ist einzigartig, so individuell verschieden, wie unsere Fingerabdrücke. Die Herausforderung ist es ein besonders kleines Im-Ohr-Gerät zu bauen, auch wenn die Anatomie schwierig ist, um ein möglichst unsichtbares Gerät zu erhalten. Somit ist jedes Im-Ohr-Gerät auch ein Unikat und damit auch ein kleines Kunstwerk.
Sonia Quirder, 45, Zweiradmechanikermeisterin
Mein Meisterstück
Ein Tourenrennrad/Gravelbike, Stahlrahmen gemufft gelötet.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Es wurde individuell auf meine Körpermaße konzipiert und gebaut – wie ein Maßanzug.
Hugo Geiling, 24, Maler- und Lackierermeister
Mein Meisterstück
die Gestaltung eines Tasting-Rooms für die Gin-Marke Monkey 47 und deren Geschenkbox. In der Mitte wurden Holzplatten in Vintage-Optik gebracht, umrahmt von einer Aluminium-Optik mit Nietenimitation. Mit einer Abklatschtechnik wurde ein Druck verschiedenfarbiger Etiketten aller Distiller‘s Cuts auf eine mineralische Spachteloberfläche übertragen. Der Verkaufstresen wurde in einem Wacholderfarbton lackiert.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Ich habe die Techniken selbst entwickelt und vorhandene Materialien auf ungewohnte Art und Weise angewendet.
Johannes Hasselmann, 35, Goldschmiedemeister
Mein Meisterstück
Ein Armreif, 925%0-Silber-Leg., mit dem Titel „under construction“; ein Armreif, den man zusammenlegen kann.
Darum ist das Meisterstück einzigartig
Es vermittelt gestalterisch bewusst einen Halbfertigem Eindruck, besticht aber durch handwerkliche Perfektion!
Fotos: Historisches Museum, Fotostudio Michels/HWK FRM
Mehr Infos: Ausstellung Meisterstücke im Historischen Museum
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Terminauswahl: | 12.09.2019 - 19.01.2020 |