15. Mai 2023: Jahrhundertglocke wird zum Jubiläum vor Paulskirche ausgestellt
Foto: Thomas Feda
175 Jahre Nationalversammlung – darin steckt viel Handwerk
Jahrhundertglocke wird zum Jubiläum erstmals vor Paulskirche ausgestellt
Frankfurt am Main, 15. Mai 2023 - Zum 100. Jubiläum der ersten Nationalversammlung im Jahr 1948 gegossen, ertönte sie erstmals zur Wiedereinweihung nach der verheerenden Kriegszerstörung: die Jahrhundertglocke der Frankfurter Paulskirche. Im Rahmen des Paulskirchenfestes (18. bis 21. Mai) wird sie erstmals von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main in Kooperation mit der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main (TCF) sowie der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung vor der Paulskirche ausgestellt. Als Symbol der demokratischen Freiheitsbewegung verkörpert die massive Stahlglocke auch die Geschichte des deutschen Handwerks. Denn 1848/49 forderten in der ersten Nationalversammlung Deutschlands auch zehn Handwerker politische Mitbestimmung ein. Das Paulskirchenparlament legte schließlich den Grundstein für die Verfassung, und damit für ein demokratisches Staatswesen in Deutschland. Auch wenn es nach 1848/49 noch viele Jahrzehnte dauern sollte, bis die parlamentarische Demokratie zur Staatsform wurde, prägen die Beschlüsse von damals auch heute noch das Zusammenleben in Deutschland.
Erste Nationalversammlung 1848/49 mit zehn Handwerkern
Die zehn Handwerker, die 1848 in der Nationalversammlung mitwirkten, haben aktiv zur Gestaltung der Gesellschaft beigetragen. Sie setzten sich schon damals für die Schaffung eines einheitlichen Handwerksrechts ein, das die Freiheit der Berufsausübung und die Gleichstellung aller Handwerksbetriebe vorsah. Darüber hinaus forderten sie eine Reform des Bildungssystems, um den Zugang zu höherer Bildung für Handwerker zu erleichtern und die Berufsausbildung zu verbessern. Das deutsche Handwerk spielte somit eine wichtige Rolle bei den Veränderungen, die in der Nationalversammlung von 1848 angestrebt wurden. „Die Handwerker in der Nationalversammlung haben gezeigt, dass ihr Berufsstand nicht nur eine wirtschaftliche Rolle spielt. Handwerker stehen in engem Austausch mit Menschen aller Bevölkerungsschichten und haben täglich Einblicke in verschiedenste Bereiche der Gesellschaft. Sie können eine wichtige Rolle im politischen Leben Deutschlands einnehmen“, erklärte Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst in einer gemeinsamen Pressekonferenz der TCF und der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. „Der 175. Jahrestag der ersten Nationalversammlung in der Paulskirche bietet damit auch eine Gelegenheit, die Bedeutung des Handwerks für unsere Gesellschaft sowie die politische Entwicklung Deutschlands zu würdigen und gleichzeitig dazu aufzurufen, sich gesellschaftlich und politisch einzubringen.“
Das gesellschaftliche Engagement der Handwerker damals wie heute hob auch Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main hervor: „Als Handwerkskammer – und als Handwerkerinnen und Handwerker – hatten wir immer den Anspruch und werden ihn auch in Zukunft erheben, nicht nur in unseren Handwerksbetrieben zu arbeiten, sondern auch im politischen und gesellschaftlichen Leben in Deutschland eine wichtige Rolle zu spielen und uns einzubringen.“
Jahrhundertglocke erstmals seit 1987 öffentlich präsentiert
Die sogenannte Jahrhundertglocke wurde im Jahre 1948 als Friedenszeichen von den Handelskammern der Britischen Besatzungszone gestiftet und vom Bochumer Verein für Gußstahl-fabrikation gegossen. Mit vier Glocken aus Apolda und einer verbliebenen Vorkriegsglocke („Christusglocke“) bildete sie nach dem Wiederaufbau das neue Geläut der Paulskirche. Die Glocken wurden 1987 im Zuge anstehender Sanierungsarbeiten demontiert – die Jahrhundertglocke sollte nach dem Wunsch des Frankfurter Glockenexperten Konrad Bund als Denkmal aufgestellt werden. Tatsächlich geriet sie seitdem aber in Vergessenheit und wurde seit ihrem Abhängen der Öffentlichkeit nicht mehr präsentiert, sondern in einem Frankfurter Depot gelagert. Daher wird die Glocke, die von der Metall-Innung Frankfurt-Offenbach an ein Podest montiert wurde, nun erstmals zum Paulskirchenjubiläum der Öffentlichkeit als Denkmal präsentiert.
Susanne Haus: „Es ist mir eine große Freude, dass wir mit der Ausstellung dieser besonderen Glocke nicht nur die mehr als 5.000 Jahre alte Handwerks-Kunst des Glockengießens feiern und würdigen dürfen. Die Ausstellung der 2.730 Kilogramm schweren Jahrhundertglocke sollte für uns alle zugleich auch ein Anlass sein, die Bedeutung von Freiheit, Demokratie und Bürgerbeteiligung herauszustellen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass sie eine Erinnerung daran ist, wie wichtig es ist, diese Werte in der Gegenwart zu verteidigen und zu fördern und dass Handwerkerinnen und Handwerker daran Anteil haben. Dass Handwerker damals in der Nationalversammlung der Paulskirche ihren Platz hatten, erfüllt uns heute mit Stolz.“.
Glocken als Symbol für deutsche Einheit und Demokratie
Die fünf zivilen Glocken, einschließlich der Jahrhundertglocke, sind ein Symbol für die Einheit Deutschlands und den Zusammenhalt der Demokratie. Sie stehen für den demokratischen Neubeginn nach den schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus, als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Trümmern lag. Stephanie Wüst: „Die Jahrhundertglocke, die während des Jubiläums vor der Paulskirche ausgestellt ist, soll an die historische Bedeutung der Paulskirche erinnern und gleichzeitig als Symbol für eine Zukunft dienen, in der die Demokratie und das Handwerk weiterhin eine zentrale Rolle spielen werden.“
Mehr Informationen zu den Abgeordneten aus dem Handwerk in der ersten Nationalversammlung unter www.hwk-rhein-main.de/de/175-jahre-paulskirche. Das gesamte Programm des Paulskirchenfestes wird unter www.frankfurt-tourismus.de/paulskirchenfest veröffentlicht. Gedruckte Programmhefte sind in den Tourist Informationen am Hauptbahnhof und am Römer sowie in teil-nehmenden Institutionen verfügbar (solange der Vorrat reicht).
Über die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main
Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main ist als Körperschaft öffentlichen Rechts erste Ansprechpartnerin für mehr als 33.000 Handwerksbetriebe mit über 160.000 Beschäftigten und rund 9.000 Auszubildenden in der Metropolregion Rhein-Main (Landkreise Hochtaunus, Main-Taunus, Groß-Gerau, Offenbach, Darmstadt-Dieburg, Bergstraße, Odenwald sowie die kreisfreien Städte Frankfurt am Main, Darmstadt und Offenbach). Als „Wirtschaftsmacht von Nebenan“ generierten die Mitgliedsbetriebe der Kammer einen Umsatz in Höhe von 16,5 Milliarden Euro im Jahr 2022. Zu den Kernaufgaben der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zählen neben Aspekten der hoheitlichen Selbstverwaltung des Handwerks - wie etwa Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der Handwerks- und Lehrlingsrolle - auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchskräfteförderung und vielfältige Beratungsangebote für Betriebsinhaber, wie beispielsweise zu Themen der Betriebsübergabe an nachfolgende Generationen. Als Botschafter des Handwerks zählt auch die Interessensvertretung auf regionaler, Bundes- sowie EU-Ebene zu den Aufgaben der Handwerkskammer.
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