Kammerpräsidentin fragt Betriebe, wo der Schuh drückt
Nachwuchsmangel belastet Kfz-Handwerk
Der Fahrzeugservice Bauer besteht seit 1996 und ist in Fürth im Kreis Bergstraße beheimatet. Inhaber ist Kfz-Meister Markus Bauer, der auch Obermeister der Kfz-Innung des Kreises Bergstraße ist. Seit 2007 werden auch Krafträder und Quads gewartet und verkauft.
Obermeister Markus Bauer im Gespräch mit Landrat Christian Engelhardt und Kammerpräsidentin Susanne Haus. Foto: HWK
Nachwuchsmangel ist aus seiner Sicht ein großes Problem im Kfz-Handwerk. Viele gute Mitarbeiter würden von der Industrie abgeworben. Auch die ständigen Investitionskosten, die sich aus veränderten Normen ergeben, seien eine Belastung erzählt er. „Wir müssen jährlich mehrere tausend Euro in die Ausstattung stecken, aktuell zum Beispiel in einen Partikelzähler für die Abgase.“
Bauer befasst sich auch mit alternativen Antrieben und findet, dass hierbei das Wissen noch nicht in voller Breite die Handwerkerschaft durchdrungen hat. „Die meisten Kfz-Mechatroniker sind bei E-Mobilität noch nicht gut genug vorbereitet.“ Bauer wünscht sich für die Mobilität der Zukunft eine technologieoffene Debatte und ist überzeugt, man könnte heute bereits mit sauberem Wasserstoff fahren, wenn bereits vor zwanzig Jahren ein stärkerer politischer Wille dazu vorhanden gewesen sei.
Küchenspezialisten und Projektmanager
Schreinermeisterin Beatrix Schmidt ist die Inhaberin des Betriebs Ideen Schreinerei Schmidt, die seit 1906 in Winterkasten besteht. Sie leitet die Schreinerei in vierter Generation mit ihrem Ehemann Bernhard Göpfert, der ebenfalls Schreinermeister ist. Nach ihrer Meisterprüfung 2002 legte sie 2014 erfolgreich die Prüfung zur staatlich geprüften Form- und Raumgestalterin ab. Sie spezialisierte sich auf Möbeldesign, Innenarchitektur, Küchen- und Badplanung sowie barrierefreies Wohnen. Mit einer Photovoltaikanlage produziert die Schreinerei den benötigten Strom für den modernen Maschinenpark selbst.
Beatrix Schmidt zeigt die Farbvielfalt des Mineralwerkstoffs Corian. Foto: HWK
Weitere Tätigkeits- und Referenzfelder der Ideen Schreinerei sind Ladenbau, Bankeinrichtungen, Arztpraxen, Gaststätten und Messebau. „Wir spüren die Konkurrenz aus den Möbelhäusern, aber auch den Baumärkten. Unser Vorteil ist, dass wir noch vor Projektbeginn mit dem Kunden gemeinsam in die Planung einsteigen und alle individuellen Wünsche berücksichtigen können – bis hin zu Einrichtungen die der Feng-Shui Harmonielehre folgen.“
Die Reihe der Betriebsbesuche im gesamten Kammerbezirk der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zusammen mit den regionalen Wirtschaftsförderern und Lokalpolitikern, dient dazu der Kammerspitze ein realistisches Bild für die Lage der Mitgliedsbetriebe zu bekommen. Handwerkskammer-Präsidentin Susanne Haus sagte: „Mir ist wichtig zu wissen, wo unsere Handwerker der Schuh drückt. Ebenso wichtig ist mir, dass dies den Entscheidern vor Ort bekannt wird. Wenn man miteinander im Gespräch bleibt, läßt sich manches leichter lösen. Ich freue mich, dass sich Landrat Engelhardt die Zeit genommen hat und den Betrieben zugehört hat.“
Der Kreis Bergstraße hat etwa 270.000 Einwohner. Etwa 4.000 Handwerksbetriebe sind dort vertreten.