Handwerk zum Mitmachen


Kreative Köpfe: Rotgewerkstreffen in Frankfurt am Main


Erinnerung an ein gelungenes Treffen: Teilnehmer hinterließen ein Kunstwerk an einem Gebäude der ehemaligen Seilerei. Fotos: HWK

 

Handwerk zum Mitmachen

Kreatives Handwerk hautnah beim Rotgewerkstreffen in Frankfurt am Main


Strahlende Gesichter, intensiver Austausch und vielseitige Arbeiten – das Treffen der Rotgewerke in Frankfurt am Main präsentierte sich als inspirierende Zusammenkunft des kreativen Handwerks. So wurden unter anderem Workshops im Maßschneidern, in der Schuhmacherei und dem Arbeiten mit Leder geboten. Nach längerer Pause fand das Treffen in den Räumen des Kulturzentrums „Netzwerk Seilerei“ statt, die für vierzehn Tage als Werkstätten und Unterkünfte dienten. Es wurde von der 26-jährigen Berit aus Weimar mitorganisiert, die derzeit als Maßschneiderin auf der Walz ist.


Kreatives Arbeiten in der Gemeinschaft: Berit (re.) beim Austausch mit anderen Wandergesellen. Foto: HWK.



Wie kam es zur Entscheidung, als Maßschneiderin auf die Walz zu gehen?


Berit: Ich habe große Lust, die Welt zu bereisen und neue Dinge kennenzulernen. Und das kann man natürlich auf vielfältige Art tun. Durch die Walz kann ich Land und Leute und vor allen Dingen auch das Handwerk an verschiedenen Orten kennenlernen, kann unterschiedliche Werkstätten und Techniken anschauen.

 

Was versteht man unter Rotgewerken?


Berit: Rotgewerke sind farb- und formgebende sowie Leder und Textil verarbeitende Gewerke. Es gibt aber auch noch andere Handwerksberufe, die zu den Rotgewerken gehören, wie zum Beispiel Feintäschner und Vergolder. Es geht grundsätzlich um Menschen im Handwerk, die farb- und formgebend tätig sind.
 


Wie kam es zu dem diesjährigen Rotgewerkstreffen in Frankfurt? Und welche anderen Arten von Treffen gibt es?


Berit: Es gibt ja ganz verschiedene Zusammenkünfte von Wandergesellen. So gibt es beispielsweise Treffen, bei denen ganz unterschiedliche Gewerke über mehrere Wochen hinweg soziale Projekte oder Vereine unterstützen. Daneben gibt es dann kleinere Treffen, wie zum Beispiel Treffen von Gesellen im Metallbau oder eben der Rotgewerke. Sie richten sich aber meistens nicht nur an Menschen, die dem jeweiligen Handwerk angehören. Sondern sie dienen oft auch dazu, Leuten unsere Handwerksberufe zu präsentieren und sie mitmachen zu lassen.

Das Rotgewerkstreffen findet nun zum dritten Mal statt. Seit dem letzten Treffen im Jahr 2018 gab es pandemiebedingt eine Pause. Und es braucht natürlich Leute, die während ihrer Wanderschaft Lust haben, die Organisation zu übernehmen. Ich kam über zwei andere Wandergesellinnen in das Orga-Team. Ich hatte große Lust, unsere Gewerke zu präsentieren und uns untereinander zu vernetzen.
Man braucht natürlich einen Ort, um so etwas zu veranstalten – und wir Wandergesellen haben ja keinen festen Wohnsitz. Eine Gesellin, die auch im Orga-Team ist, kannte das „Netzwerk Seilerei“ und schlug den Veranstaltungsort vor. Wir waren gleich begeistert und dann seit April öfter hier, um alles zu koordinieren. So haben wir unter anderem Menschen zusammengesucht, die Workshops leiten möchten oder sich um die Verpflegung kümmern.


Wie lief die Finanzierung ab? Und seid ihr mit der Resonanz zufrieden?


Berit: Es sind sehr viele Menschen hergekommen. Wir dachten eigentlich, es würde ein kleines, gemütliches Treffen mit circa 30 Leuten werden. Tatsächlich waren nun insgesamt fast 100 Personen hier und alles lief super. Wir bekamen Unterstützung von der Heinmüller-Stiftung und der Handwerksammer Frankfurt-Rhein-Main, außerdem gab es einige materielle Spenden von verschiedenen Privatpersonen. So konnten wir alles gut auf die Beine stellen. Es sind derzeit ungefähr 15 Rotgewerke auf der Walz. Wir hoffen, dass sich weiterhin Leute finden, die solche Treffen regelmäßig organisieren möchten.